Der Nordic Barista Cup besteht bereits seit 2003 und war ursprünglich ein reiner Barista Wettbewerb der innerhalb der nordischen Länder Dänemark, Island, Schweden, Finnland und Norwegen ausgetragen wurde, wobei die tatsächliche Durchführung immer wieder in einem anderen Land erfolgte. Der ursprüngliche Focus eines Barista Wettbewerbs wurde über die Jahre mehr und mehr um das Networking und Wissenvermittlung von fachlichen Inhalten über Workshop und Trainings erweitert, womit sich in den vergangenen Jahren der Nordic Barista Cup zum führenden Kaffeeevent in Europa entwickelt hat.
Der diesjährige Nordic Barista Cup fand vom 24.-27. August 2011 in Kopenhagen (Dänemark) statt. Unter dem Motto: “Be together, act together, learn together” trafen sich dieses Jahr insgesamt 180 Kaffeeexperten, Baristi, Champions & Coffee-Geeks um sich zu unterschiedlichsten Themen im Bereich Kaffee auszutauschen, das nicht nur mit hochkarätigen Rednern besetzt war, als auch thematisch seines Gleichen sucht. (Link zum Programm)
Ich war mir nicht sicher was in Kopenhagen beim Nordic Barista Cup auf mich zukommen würde, 2009 hatte ich bereits versucht zum NBC nach Island zu fahren, woraus dann leider doch nichts wurde. Die bisherigen Blogs über den NBC von 2009 und 2010 habe ich mit großer Spannung gelesen und auch viel Positives von anderen Baristi und Kaffeeexperten gehört. Das Programm war voll gepackt mit spannenden Themen. Insbesondere der Themenblock Sensorik interessierte mich sehr stark, denn zum Thema Sensorik und Kaffee gab es bisher zu wenig Informationen aufzuspüren.
Schon innerhalb der ersten Stunden war ich fasziniert von diesem Event. Primär wegen der riesigen Menge an unterschiedlichen Leuten aus aller Welt, die sich ungezwungen und vor allem offen Ihr vorhandenes Wissen über Kaffee teilen. Aber auch über die unglaublich professionelle Organisation des Events. Kein Leerlauf, perfekte Strukturierung, abwechslungsreiches Program aus Wettbewerb, Cupping, Präsentationen & Networking.
Wie beschrieben war die Vision dieses Jahr „be together, act together, learn together“. Es wurden sehr viele interessante Vorträge von Wissenschaftlern, Entwicklern, Röstern und Barista Weltmeistern gehalten und anschließend diese Theorien mit sehr viel Cupping und eigenen sensorischen Erfahrungen untermauert. Die zur Verfügung stehende Zeit zwischenden Vorträgen oder Wettbewerben wurde intensiv zum Austausch der Teilnehmer untereinander genutzt. In den folgenden Abschnitten beleuchte ich kurz die wichtigsten Eckpunkte.
Unter vielen anderen Information wurden zum Beispiel hinlänglich bestehende Meinungen, dass auf der Zunge nur in den jeweiligen Bereichen die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig geschmeckt werden können, klar widerlegt. So ist es nämlich durchaus auch im vorderen Bereich der Zunge möglich, dass „bitter“ geschmeckt werden kann. Diese Tatsache wurde mit einem interessanten Praxisbeispiel für jedender Teilnehmer belegt.
Zudem gab es für die Teilnehmern auch einen äußerst interessanten Vortrag zum Thema Spezialitätenkaffees und Biochemie. Hierin wurde dargelegt, was die Photosynthese und die Bildung verschiedener Kohlenstoffketten bewirkt und wiederum was diese mit deren Zerlegung beim Rösten zu tun hat. Zudem wurde darüber referiert, warum unter anderem auch technisch gemessene Aromen von Personen geschmacklich dennoch anders wahrgenommen werden können.
Fasziniert hat mich besonders ein Vortrag, der stark auf die Säuren im Kaffee einging, wo doch eigentlich so viele Wert auf den Koffeingehalt legen. Aber anschließend bei einem blind cupping zu schmecken, wie sich im Kaffee Apfelsäure von Essigsäure, bzw. Zitronensäure geschmacklich unterscheidet. Es war interessant herauszufinden wo säuretechnisch die eigenen Präferenzen liegen.
Ein großer Bestandteil des NBC nahm das Cupping ein. Die Möglichkeiten zu schmecken, wie sich die Fermentationen, Lagerung, bzw. die Verpackung geschmacklich auf den Kaffee auswirkt war ein besonderes Erlebnis. Ich muss zugeben, dass diese Flut an geschmacklichen Erfahrungen erst einmal verdaut werden muss. Es hat sich für mich wieder bestätigt, dass Kaffee ein faszinierendes und unglaublich diversifizierbares Produkt ist.
Neben Kaffees, Röstung, Cupping, Vorträgen zu Gastronomiekonzepten gab es auch einen interessanten Vortrag über Milch, indem die Viskosität von Milchschaum unterschiedlicher Milchsorten unter die Lupe genommen wurde. Neben weiteren interessanten Fakten über Milch, Milchsorten war ein Schwerpunkt der Ergebnisse die Viskosität des Milchschaumes. Milch mit einer hohen Menge an Protein (4.0 gr.) lässt sich am besten schäumen. Eine Voraussetzung dieses auch in der Praxis nachvollziehen zu können setzt jedoch absolute Perfektion im Milchschäumen am Halbautomaten voraus. 🙂
Weitere Vorträge gab es vom kürzlich prämierten „best restaurant of the world“ namens Norma, Intelligentsia Coffe und dem Nordic Taste, der übrigens dem deutschen Geschmacksmuster viel näher kommt, als wir es bisher vermuteten.
Alles in allem war es eine sehr lehrreiche Veranstaltung, zu der der Spaß auch nicht zu kurz kam. Ich bin dankbar sehr viele liebe, motivierte und wissbegierige Menschen getroffen zu haben, viele mit ganz unterschiedlichen Aufgaben, Nationalitäten und Hintergründen aber alle mit dem gleichen Ziel, mehr über Kaffee zu erfahren und die Qualität weiterhin immer weiter zu verbessern und das äußerst professionell.Der NBC hat mir nicht nur weitere Erkenntnisse über Kaffee und Kontakte zu interessanten Menschen eröffnet, sondern auch die Faszination und Wissensdurst für dieses Produkt verstärkt. Nordic Barista Cup 2012 – ich bin dabei.
Eure Nana Holthaus-Vehse
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